Stiller Schrei by Shelley Coriell

Stiller Schrei by Shelley Coriell

Autor:Shelley Coriell [Coriell, Shelley]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-03-07T05:00:00+00:00


15

Sonntag, 14. Juni, 15:00 Uhr

Dorado Bay, Nevada

Hayden begleitete Kate zum Auto. Die ganze Zeit, während er Beth Watson dazu befragt hatte, warum sie bei der Pressekonferenz gewesen war, hatte sie kein Wort gesagt, aber das war nicht außergewöhnlich. Kate stand nicht gern in der Öffentlichkeit, und er wusste, dass die Pressekonferenz für sie die Hölle gewesen war.

Wie für dich auch, fügte eine Stimme in seinem Kopf hinzu.

Er mochte Kate nicht wie einen Köder vor dem Schlächter baumeln lassen, aber er kannte die Person, die sie suchten. Er war schlau. Er würde sie irgendwann finden, und Hayden wäre auf jeden Fall gern an Kates Seite, wenn es so weit war.

Kate hielt sich tapfer, aber sie war auch aus hartem Holz geschnitzt. Das hatte sie während der Pressekonferenz bewiesen und bei ihrem Zusammenstoß mit ihrer Kollegin Robyn Banks.

»Glaubst du, dass es von Bedeutung ist, dass Beth bei der Pressekonferenz war?«, fragte Kate, als sie am Auto ankamen.

»Täter schleichen sich auf ganz unterschiedliche Art in eine Ermittlung ein. Manche verfolgen die Berichterstattung in den Medien. Manche kommen zu den Tatorten. Manche gehen so weit, dass sie den Ermittlern ihre Hilfe anbieten. Ich habe mal an einem Fall gearbeitet, bei dem der Mörder einen zwölf Jahre alten Jungen vergewaltigt und umgebracht hat und dann sechs Wochen mit dem Suchtrupp unterwegs war, der den Jungen gesucht hat. Schließlich haben sie ihn in der Badewanne des Mannes gefunden.«

»Glaubst du denn, sie ist der Schlächter?«

»Wir haben eine Menge ›Sies‹ in diesem Fall. Der Junge, der in sein Zimmer geklettert ist, hat eine Frau gesehen, das Gleiche gilt für den Stalker. Ich will nicht ausschließen, dass Beth der Killer sein könnte. Genauso könnte sie aber auch eine Komplizin sein.«

»Beth Watson sieht aber nicht gerade gefährlich aus.«

»Nicht für jemanden, der sich nicht mit Tarnung oder Verkleidung auskennt. Denk mal drüber nach, Kate. Eine der Haupteigenschaften des Schlächters ist, dass er sich unbeobachtet bewegt. Er – oder sie – ist ein Meister darin, mit der Umgebung zu verschmelzen, und es ist wahrscheinlich, dass wir ihm sogar schon die Hand geschüttelt haben. Oder ihr.«

Kate, die sich ein paar Strohhalme von ihrem T-Shirt gezupft hatte, erschauderte. »Wie ich gesagt habe, diese Welt ist total verkorkst.«

»Nicht überall. Es gibt Inseln der Güte, Orte, wo Monster und Killer nicht existieren.«

Im Auto fuhr sie ihm mit den Fingern durchs Haar, und er zuckte zusammen. Ihre Berührung war leicht und zwanglos gewesen, aber sie erschütterte ihn bis in die Zehenspitzen. Er wandte sich ihr zu, um zu sehen, ob sie das Erdbeben bemerkt hatte, aber sie schaute ihn schräg an.

»Was ist?«, fragte er. Wollte sie wieder über eine kaputte, hoffnungslose Welt streiten?

Sie schlug ihm einen Finger an den Kopf. »Da ist kein einziger Strohhalm in deinen Haaren, kein einziges Haar, das verrutscht wäre.«

»Und warum spielt das eine Rolle?«

»Weil ich versuche, aus dir schlau zu werden.«

»Warum?«

»Weil ich dich …«, ihre Lippen wurden schmal vom Nachdenken, »… interessant finde.«

»Interessant?« Er steckte den Schlüssel ins Zündschloss. »Man hat mir schon schlimmere Namen gegeben.«

»Da bin ich mir sicher.« Kate lehnte ihren Kopf an den Rücksitz.



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